Autismus? Was ist das?

Unter Autismus kann man eine besondere „Verschaltung des Gehirns“ verstehen. Dadurch nehmen Menschen im autistischen Spektrum ihre Umwelt anders wahr und erleben die Welt somit auf unterschiedliche Weise als der Großteil der Erdbewohner.

Durch dieses andere Erleben unterscheidet sich natürlich auch das Verhalten dieser Menschen. Für neurotypische Menschen, also Menschen außerhalb des Autismus-Spektrum, erscheinen diese Verhaltensweisen häufig unverständlich und nicht nachvollziehbar.

Als Mensch im Autismus-Spektrum kommt man sich auch häufig vor, als wäre man auf dem falschen Planeten. Daher kommt auch die Bezeichnung „Wrong-Planet-Syndrom“, die manchmal alternativ zu „Asperger-Syndrom“ verwendet wird.

Das kommt dadurch zustande, dass für autistische Menschen das Verhalten neurotypischer Menschen schwer oder nicht nachvollziehbar ist – mit dem Unterschied, dass es eben deutlich mehr neurotypische Menschen als Menschen im Autismus-Spektrum gibt.

Der Übergang zwischen Autismus und „Neurotypismus“ ist allerdings fließend und sowie ein neurotypischer Mensch keinem anderen gleicht, so ist auch Autist nicht gleich Autist.

Das Autismus-Spektrum ist nämlich genauso unglaublich vielfältig wie es bei Menschen außerhalb des Spektrums der Fall ist. Und „wer einen Autisten kennt, kennt genau einen Autisten“.

Was die meisten Menschen im Autismus-Spektrum allerdings gemeinsam haben, sind Besonderheiten und Schwierigkeiten in der Reizverarbeitung, sozialen Interaktion und Kommunikation, sowie häufig außergewöhnliche Interessen, Begabungen, Talente und Herangehensweisen an Aufgaben- und Problemstellungen.

Zudem kann man bei Menschen im Autismus-Spektrum meist ein sogenanntes „Zackenprofil“ beobachten. Das heißt, dass bei Autisten oft außergewöhnlich ausgeprägte Stärken, aber auch Schwächen, zu finden sind und sich die Fähigkeiten eher selten im durchschnittlichen Mittelbereich finden.

Wichtig zu wissen ist auf jeden Fall, dass Autismus keine Krankheit ist. Es ist eine, genetisch bedingte, natürlich vorkommende neurologische Andersartigkeit, die einem das Leben in unseren – auf die neurotypische Mehrheit angepasstem – Systemen schwer macht und eine an diese Andersartigkeit angepasste Förderung – aber eben keine Heilung, sondern Unterstützung – erfordert.

Genauso, wie sich neurotypische Menschen wünschen, dass man auf sie Rücksicht nimmt, so wünschen sich das auch Autisten. Es sollte einfach keine einseitige Sache sein.

Natürlich sollten Autisten sich einigermaßen an das System und die sozialen Regeln der neurotypischen Mehrheit anpassen, aber es wäre schön und richtig, wenn die neurotypische Mehrheit und damit das System immer öfter auch mal auf Neuro-Minderheiten wie Autisten zukommt.

Denn niemand sollte sich komplett verbiegen müssen und das Gefühl haben, sich selbst verstellen zu müssen. Wir können uns alle zueinander hinbiegen, aber sollten es nie soweit tun müssen, dass wir aus eigener Kraft nicht wieder zu uns zurückfinden und uns in der eigenen Haut nicht mehr wohl fühlen.

Unsere Welt braucht Autisten genauso wie jegliche andere Form der menschlichen Vielfalt. Wenn jeder in den gleichen Dingen gut wäre und in den gleichen schlecht, könnten nämlich die meisten Aufgaben in unserer Gemeinschaft garnicht erfüllt werden.

Wenn wir alle ein kleines Bisschen mehr aufeinander Rücksicht nehmen, unsere Besonderheiten aneinander schätzen lernen und nicht alles weiter strikt standardisieren und Randgruppen ausschließen, wäre das – für uns alle – ein großer Gewinn für unsere Gesellschaft.

Wir sind – zum Glück – nicht alle gleich, aber wir sollten alle die gleichen Chancen bekommen, um unseren Teil zur Gemeinschaft beitragen zu können, die eigenen Träume zu verfolgen und ein erfülltes Leben zu leben.

Der folgende Kurzfilm bringt nun meiner Ansicht nach sehr anschaulich und liebevoll näher, was man unter Autismus und der anderen Wahrnehmung verstehen kann.

Auf amazingthingshappen.tv steht das Video in einer Vielfalt an Sprachen zur Verfügung.